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Ein Gestaltungsraum, in dem Schwerkräfte und Erklärungsprinzipien der newtonschen Weltherrschaft außer Kraft gesetzt sind. Indem Empirie keine Hoheit hat über Zusammenhänge und Folgen: Erlebnisse zu Zeugen werden, Antworten zu Fragen und Begegnungen zu Werken. Ein Gestaltungsraum, indem das Befühlen von Erinnerungen zum Gegenstand wird, indem die Wände darüber Auskunft geben, welche Standpunkte eingenommen werden können. Indem eine Verortung stattfindet, ohne sich zu begrenzen, sondern um sich zu erweitern. Gerätschaften der Zukunft befinden sich an diesem Ort neben Ventilatoren und Schmelztiegeln. Erinnerungen, Fundstücke, die darauf warten, zu einer neuen Bestimmung erweckt zu werden, um eine vormals herrschende Kraft zu ersetzen. Mit der Vorstellung seiner Arbeiten öffnet Felix Rombach (*1983) diesen Raum. Es sind Blicke auf Aussagen und Zustände, Beobachtungen von Erlebnissen. Reflexionen einer Gegenwärtigkeit, in die man hineingezogen wird, um im selben Moment zur Komplizin, zum Komplizen der Sache zu werden. Augenblicklich öffnen sich vermeintlich geteilte Erlebnisse. Offenbaren sich die Situationen eines jeden Lebens.
Die Dinge führen ein Eigenleben, das dazu auffordert das Eigene zu betrachten. Sucht man seinen Platz in dieser Arbeit, wird man von der Betrachtungsweise auf den Zuschauerraum verwiesen. Felix Rombach gelingen diese fatalen Selbsterlebnisse in einer so verständnisvollen, ja neugierigen Art und Weise, dass man hinter dem Öffnen des Unbekannten immer eine einladende Geste erkennt. Dass im Moment des Betretens seines Raumes, die Hingabe für die gemeinsame Sache im Vordergrund steht. Rombach ist nicht schockierend oder erschütternd. Er schreit nicht oder zeigt Obszönitäten, die die Teilhabe an seinen Arbeiten zu einem schamhaften Erlebnis verdammen würden. Rombachs Arbeiten laden dazu ein, verstört zu werden. Sie sind ein respektvoller Begleiter in eine Welt der möglichen Gegenwart. Sie sind im besten Sinne Reisebegleiter, Nützlichkeiten für eine Welt nach eigenen Bedingungen. Fragt man Felix nach seiner Arbeit, so antwortet er:„Ich habe diese Arbeiten zwischen uns gestellt, nicht mich zwischen die Arbeiten“ und zitiert seinen Wunsch, etwas in die Mitte zu stellen, was gesehen, besprochen, befragt wird. Es sind Objekte, die Stille erschaffen, in denen Opferspatzen in feinen Röhrchen gehalten werden und an eine Apparatur erinnern, mit der Lebendigkeit in schwarz-weiße Visionen operiert werden kann. Seine Arbeiten wollen weiter gedacht, angewendet, transformiert werden in eine neue Situation.
Seine Materialien erzählen Geschichten von Herkünften und Bestimmungen wie ein Herz aus Feuerstein oder Fichtenharzgeruch, der beim erhitzen der Platte entfacht wird. Sie fächern Bedeutungshorizonte auf, lassen die Betrachter in Büchern blättern und in eigenen Erinnerungsfetzen suchen. Rombach erschafft Objekte für den Umgang mit Situationen und Zuständen aus ihrer Unsichtbarkeit und stellt mit ihnen Fragen in den Raum wie: Was darf erinnert werden und wofür? Welche Sicherheiten gibt es in einer Welt, die von unlenkbaren Strömen bewegt wird? Wo dürfen Erinnerungen ihren Platz finden? Und welche Rolle nehmen sie ein, in der Bildung neuer Erlebnisse?

Johanna Niermann 2018